Liebe Gemeinde,
möglicherweise haben auch Sie in diesem Jahr erlebt, wie in der eigenen Familie oder im Kreis der Freundinnen und Freunde ein Kind geboren wurde. Wie die Eltern sich darauf vorbereitet haben oder auch mit Sorgen der Geburt entgegenfieberten. Wie sehr dieses neu Geborene das Leben verändert hat.

In die große Freude über so ein wunderbares Geschöpf schleicht sich aber auch manchmal eine ernste Frage ein. Was bewegt Mütter und Väter, die heute ein Kind in die Welt setzen? In eine Welt, die mit so vielen Krisen zu kämpfen hat, vom Klimawandel über Kriege bis zur Begrenztheit unserer Ressourcen. In eine Welt, in der viele sich Sorgen um die Zukunft machen. In eine Zeit, in der manche sich fragen, ob es gut ist, da noch ein Kind auf diese Welt kommen zu lassen.

Diese Frage ist nicht neu. Vermutlich konnte sie zu allen Zeiten gestellt werden. Auch damals bei Maria und Josef. Wie konnten sie nur in diesen Zeiten ein Kind in die Welt setzen? In einer Zeit mit einem fragilen Frieden. In einer Gesellschaft, in der viele sich um das Lebensnotwendige sorgen müssen. In einer Situation, in der Eltern nicht sagen können, was sein wird, wenn ihr Neugeborenes einmal erwachsen ist. Wie viele Kinder dieser Welt werden heute an solch gefährdeten Orten und in solch unsicheren Regionen geboren. Selbst wenn sich viele Eltern Sorgen machen und sich fragen, wie das wohl werden wird. Eines ist für sie keine Frage. Ihr Kind ist ein Geschenk. Ihr Kind soll leben. Ihr Kind schenkt ihnen Glück und Freude. Ihr Kind bedeutet Zukunft. Ihr Kind hat so viele Chancen, die es zu ergreifen gilt. In ihrem Kind liegt ein Neuanfang.
Für Gott war das auch keine Frage.

Mit einem neugeborenen Kind setzt er auf Zukunft. In diesen Neugeborenen in der Krippe legt er alle Hoffnung, die Welt zu verändern und zu erlösen. Die Umstände seiner Geburt sind schwierig und sprechen dagegen. Dieses Kind in der Krippe ist dennoch erwachsen geworden. Es hat sich durchgesetzt durch die Spur der Hoffnung, die es mit seinen Worten und Taten gelegt hat. Durch die Gottesnähe, aus der er gelebt hat und die in ihm erfahrbar wird. Durch eine Liebe, die stärker war als der Tod.

Wie können in dieser Zeit noch Kinder geboren werden? Die Frage ist falsch. Sie sollte lauten: Wie können wir in dieser Zeit Hoffnung zur Welt bringen? Gott hat heute seine Antwort darauf gegeben.
Christinnen und Christen geben ihre Antwort darauf, wenn sie in der Nachfolge Jesu von Nazaret als hoffnungsvolle Menschen leben, anderen zur Seite stehen, sie aufbauen, ermutigen und ihnen mit Respekt begegnen. Und jede Mutter, jeder Vater gibt ebenfalls eine Antwort darauf, wenn sie ihr Kind ins Leben begleiten.

Hannah Arendt, die jüdische Philosophin hat einmal gesagt, „dass man in der Welt Vertrauen haben und dass man für die Welt hoffen darf, ist vielleicht nirgends knapper und schöner ausgedrückt als in den Worten, mit denen die Weihnachtsoratorien ›die frohe Botschaft‹ verkünden: ›Uns ist ein Kind geboren.‹“
Und jedes neu geborene Kind erinnert uns an das Kind, in dem Gott einen neuen Anfang mit uns Menschen gemacht und uns eine nicht mehr zu zerstörende Hoffnung geschenkt hat, die uns immer wieder zu überraschend Neues und Gutes für diese Welt befähigt.

Eine Möglichkeit liegt darin, wenn wir die Menschen in den Armenvierteln Lateinamerikas durch Gebet und Spende unterstützen während der Weihnachtskollekte oder unter www.adveniat.de/spenden. Auch damit die Frauen, Männer und Kinder nicht bloß „überleben“, sondern menschenwürdig und vor allem gesund leben können! Adveniat steht bei der Weihnachtsaktion 2022 – mit uns – dafür ein.


Für uns alle gilt: Leben ist nur möglich auf einer unversehrten und geeinten Erde. Daher sind wir im Glauben gerufen, uns an der Gestaltung eines ökologisch und sozial verantwortlichen Lebensstils in unseren Gesellschaften miteinander einzusetzen.

Viele Frauen, Männer und Kinder praktizieren dies bereits. Mögen wir uns, inspiriert vom Beispiel Marias, vom Kind in der Krippe und von Gottes Liebe und Lebensverheißung zu Solidarität und Frieden im Gebet und Handeln weiterhin bewegen lassen.

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen und Ihren Angehörigen frohe und gesegnete Weihnachten sowie ein friedvolles Jahr 2023.

Pfarrer C. Sibbel

Pfarrer S. Kativallu

Pastoralreferentin S. Duesmann

Pastoralassistentin V. Heseding